Wenn die Gänseblümchen auf der Wiese nachts zu Schmetterlingen werden

Unter dem Titel „Bordercrossings – Grenzen überschreiten“ besuchte die Klasse Erz 24 am 18. September 2024 die interaktive Ausstellung zur Reggio-Pädagogik. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen pädagogischen Konzepten ist im Rahmen der Ausbildung zum Erzieher von besonderer Bedeutung. Sie bietet Perspektiven und öffnet den Blick für die Vielseitigkeit der erzieherischen Arbeit. Aus dieser Motivation heraus verließen wir also das gewohnte Klassenzimmer und begaben uns nach Chemnitz.

Die AWO gGmbH Chemnitz hatte unter der Leitung von Frau Manja Hofmann die Ausstellung ins Leben gerufen. Der Eintritt war kostenfrei, sodass ein Zugang für alle Interessierten ermöglicht wurde. Tatsächlich war es nicht einfach, noch einen Besuchstermin mit Atelierbegleitung zu ergattern. „Bordercrossings“ hatte sich zum Ziel gesetzt, über die Ausstellung und das Atelier in Dialog zu treten. Zudem konnten die Besucher/innen mit eigenen Deutungen und Perspektiven in einen Austausch mit den Anleitern vor Ort treten und gemeinsam reflektieren.

Die Reggio-Pädagogik sieht das Kind als Erschaffer eigener Analogien und Metaphern. Es findet selbst Erklärungen und nutzt dafür seine „100 Sprachen, Lern- und Ausdrucksformen“. Die Fachkraft begleitet das Kind beim Erforschen, gibt Anreize für neue Abenteuer und dokumentiert diese Prozesse mithilfe verschiedener Medien. Es wird eine Brücke zwischen der Vergangenheit und den neuen Impulsen, denen das Kind oder die Gruppe folgt, geschaffen. Eindrücke und Erfahrungen werden als Projektthemen aufgegriffen und gestalterisch umgesetzt.

Einen Einblick in diesen pädagogischen Ansatz erhielten wir durch die Best-Practice Ausstellung mittels Poster, Filmmaterial und inspirierender Projekte, in denen kleine Szenarien festgehalten und dokumentiert wurden. Erzählungen und Erklärungen der Kinder wurden in Atelier- und Medienarbeit umgesetzt. So hatte beispielsweise ein Mädchen im Alter von drei Jahren die Idee, dass die Gänseblümchen auf der Wiese, nachts zu Schmetterlingen werden. Dieser Impuls wurde durch selbst gemachte Fotografien der Kinder und die Übertragung per Beamer auf große Stoffbahnen für die Kinder erfahrbar gemacht und ermöglichte somit das eigene Erkunden der Naturerfahrungen im Zusammenspiel mit Medien. Das Abholen der kindlichen Lebens- und Erklärungswelt ohne das „Belehren“ durch den Wissensvorsprung der Erwachsenen ist demnach ein zentraler Bestandteil der Reggio-Pädagogik.

Neben der Ausstellung war es den Besuchern möglich, mit verschiedensten Medien, wie bspw. Mikroskop-Kameras, Overheadprojektoren usw. selbst Erfahrungen zu sammeln und sich auszuprobieren. Spannend war, wie unser eigener Entdeckergeist zum Vorschein kam, wir zunehmend Freude mit den Materialien und vor allem auch im Austausch miteinander entwickelten. Bereits nach kurzer Zeit begannen wir selbst kleine „Spielwelten“ und Ideen auszuprobieren, sodass wir die Reggio-Pädagogik mit vielen positiven Eindrücken verbinden.